Sonntag, 1. Januar 2012

Ein Taufstein, der Geschichten erzählt


Das Jahr 2011 ist von der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) zum „Jahr der Taufe“ erklärt worden. Diesem Rechnung zu tragen, haben viele Kirchengemeinden besondere Veranstaltungen geplant und durchgeführt. Einmalig jedoch dürfte das Projekt sein, das unsere Gemeinde in Kooperation mit den Grundschulen auf die Beine gestellt hat: Die Gestaltung eines eigenen Taufsteins. Am 10. Juli 2011, dem EKD-Tauftag, wurde er im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes auf dem Dorfplatt „eingeweiht“.

Die Idee: Zunächst erschien es als ein unglückliches Zusammentreffen, dass der landesweit ausgerufene Tauftag der evangelischen Kirche genau auf den Sonntag fiel, an dem das diesjährige Dorfplatzfest mit einem ökumenischen Gottesdienst enden sollte. Andererseits barg die Überschneidung die Chance, das Thema „Taufe“ wortwörtlich in die Mitte der Gemeinde zu rücken, zumal die katholische Pfarrgemeinde keine Einwände gegen die Integration einer evangelischen Tauffeier hatte. Aber wie und wo konkret sollte auf dem Dorfplatz getauft werden? Mit Hilfe einer einfachen Wasserschüssel? In der Springbrunnenanlage?
Die Lösung: Ein transportabler Taufstein – gestaltet von und mit Grundschulkindern. Damit war es nicht nur möglich, das Thema „Taufe“ an die Schulen zu holen, sondern auch auf didaktisch wertvolle Weise Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen. Und dass Kinder die wahren Künstler sind, hatte ja bereits die Gestaltung unserer neuen Taufglocke im letzten Jahr bewiesen.

Blick in die Garage des "Schreiners" Bruno Rafflewski.
Rechts ist der Taufstein im "Rohbau" zu sehen.
Der Projektverlauf: Nach Absprachen mit den Schulen, der Bildung eines Projektteams und Festlegung der beteiligten Klassen, galt es zunächst einmal, die Kinder im evang. Religionsunterrichts mit der Bedeutung der Taufe vertraut zu machen. Im Rahmen einer Kirchenbegehung erklärten Pfarrer bzw. Lehrvikar den Ablauf einer Tauffeier.
Anschließend widmete sich jede Klasse einem bestimmten Aspekt der Taufe, zu dem die Kinder bunte Zeichnungen malten. Aus diesen wurden schließlich 20 Bilder für den Taufstein gewählt. Damit war die erste Phase an den Schulen beendet.
Die bemalten Reliefplatten in der "Schreinerwerkstatt"
unmittelbar vor der Anbringung auf dem Taufstein.
Für die zweite Phase wurde eine Projektgruppe aus freiwilligen Schülerinnen und Schülern gebildet, die sich zwei Mal traf: Das erste Mal in der Keplerschule, um die Zeichnungen auf Holzplatten zu übertragen. Das zweite Mal in der „Teestub“ im Kindergarten Werderstraße, um die zwischenzeitlich dreidimensional als Reliefs ausgearbeiteten Holzplatten mit Dispersionsfarben zu bemalen. Den Rest der Arbeit (Anbringung der Holzplatten und Lackierung) erledigte der „Schreiner“, Bruno Rafflewski, der den Taufstein entworfen und gezimmert hatte.
  
Bericht im Mannheimer Morgen, 4. Juli 2011

Der Taufstein: Der achteckige Holztaufstein besteht aus einer umlaufenden Bodenleiste und einer Kopfleiste sowie einem schmaleren „Halsstück“. Die acht Bilder auf der Bodenleiste zeigen in chronologischer Reihenfolge jeweils vier Bilder zu Erzählungen aus dem Alten Testament und vier Bilder zu Erzählungen aus dem Neuen Testament, die allesamt mit Wasser zu tun haben (Arche Noah, Mose im Weidenkorb, Schilfmeerdurchzug, Jona wird vom Fisch verschluckt, die Taufe Jesu, Sturmstillung, der sinkende Petrus, der wunderbare Fischzug). Das „Halsstück“ zeigt in der Reihenfolge der biblischen Bücher die Symbole für die vier Evangelisten (Löwe = Markus, Mensch = Matthäus, Stier = Lukas, Adler = Johannes). Sie sind das vermittelnde Bindeglied zwischen „damals“ und „heute“. Denn nur dank der Evangelien wissen wir um die Taufe Jesu und seinen Auftrag, diese weiter zu führen. Die Kopfleiste zeigt schließlich, was wir heute mit der Taufe verbinden. Zu sehen sind hier u.a. eine Taufkerze, Schutzengel, eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist und eine Weltkugel mit Kirche als Zeichen dafür, dass alle Menschen Kinder Gottes sind und die Taufe allen offen steht.

Der ökumenischen Gottesdienst am 10. Juli 2011: Es hätte nicht besser laufen können. Die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite, rund 500 Gottesdienstbesucher füllten den Dorfplatz und musikalisch boten Posaunenchor und ökumenischer Kirchenchor ein beeindruckendes Programm. 


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